Der unscheinbare Anti-Antifa-Aktivist

20. August 2016 | News Redaktion

Jörg Schröders Vorteil ist sein Aussehen: schlichte Jeans, dunkles T-Shirt, keine politischen Symbole oder Szenekleidung und auch seine Glatze ist mehr ein Zeichen der Alterung als der politischen Haltung. Nichts lässt ihn aus der Masse hervorstechen und daraufhin deuten, wer er ist: Neurechter, -Aktivist und Betreiber des extrem rechten Nachrichtenportals „Spreeruf“.

Sein unscheinbares Auftreten hat es ihm in der Vergangenheit mehrfach ermöglicht, unbehelligt Fotos von linken Demonstrant_innen zu machen und diese im Internet zu veröffentlichen, so zuletzt am Sonntag, den 14. August bei einer Solidaritätskundgebung in -Buch anlässlich des Brandanschlags auf eine Unterkunft für Geflüchtete. Schröder, der allein am Rande der Versammlung auftauchte, fotografierte Teilnehmende und postete anschließend einen Artikel unter der Überschrift „Antideutsche ‚Bahnhofsklatscher’ demonstrieren für noch mehr ‚Flüchtlinge’ in -Buch“ auf seinem Blog „Spreeruf“.

Der Blog „Spreeruf“, für den Schröder verantwortlich zeichnet und aus dessen Feder ein Großteil der veröffentlichten Artikel stammt, versteht sich als „parteiübergreifendes Portal“ für Berlin und , mit Adresse in der Prinzessinnenstraße in Berlin-Kreuzberg. Neben einer Reihe von Artikeln, die gegen Asylpolitik, Migration und Geflüchtete wettern, arbeiten sich die Beiträge an zivilgesellschaftlichem und antifaschistischem Engagement ab. Zentral beworben wird außerdem das neurechte Projekt „EinProzent“ von Götz Kubitschek, Mitbegründer des „Institut für Staatspolitik“ (IfS). Im Kreis des IfS soll er bereits in Erscheinung getreten sein. Im Jahr 2006 schrieb Schröder außerdem für die Junge Freiheit.

Bis 2015 betrieb Schröder den Blog „Barnimer Perspektiven“, ebenfalls ein Projekt, das sich als „überparteilich“ verstand. Der Blog, mit Adresse in Eberswalde, hatte neben neurechten, pseudo-intellektuellen Texten eine eigene Rubrik „Blick nach Links“, unter der Fotos von antifaschistischen und antirassistischen Veranstaltungen sowie politischen Gegner_innen veröffentlicht wurden. Diese waren allerdings nach kurzer Zeit nur noch mit Passwort zu erreichen. Nach anfänglicher Abgrenzung von der NPD tritt Schröder spätestens seit 2013 als Aktivist für die Partei auf. 2014 trat er als NPD-Kandidat für den Kreistag Barnim an. Obwohl Schröder bis heute bestreitet Mitglied der NPD zu sein, wird in NPD-Veröffentlichungen vielfach sein Engagement für die Partei benannt.

Schröder ist 1969 geboren, studierte Forstwirtschaft und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Thünen-Institut im Arbeitsbereich Herkunfts- und Züchtungsforschung.

Erstveröffentlichung auf Beriln rechtsaußen am 15. August 2016

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