Farbe gegen Bismarck-Denkmal, Preußen-Statuen und U-Bahnhof-Namen

21. Juli 2020 | News Redaktion

Weil die Stadt Berlin, die deutsche Regierung und weiße, rassistische Bürger_innen die Initiativen Schwarzer Aktivist_innen, die Straßen umzubenennen, seit Jahren torpedieren und verzögern, haben wir die Straßen unter dem Slogan #DecolonizeTheCity gestern Nacht selbst verschönert.

Black Lives Matter. Wenn wir fordern, dass alle Schwarze Leben zählen, dann auch die, die nicht durch US-amerikanische Polizisten ermordet wurden, sondern durch deutschen Kolonialrassismus. Und trotzdem werden die Verbrechen an diesen Menschen bis heute in Deutschland gefeiert. Verehrt an Orten wie der Bismarckstatue, der Wissmannstraße oder der Petersalle. Berlin ist voll mit Erinnerungen an und expliziten Ehrungen von Menschen, die kolonialistisch und rassistisch waren. Es ist schon lange überfällig, sich mit diesen Denkmälern und ihren Implikationen auseinanderzusetzen. Weil die Stadt Berlin, die deutsche Regierung und weiße Bürger:innen die Initiativen Schwarzer Aktivist*innen, die Straßen umzubenennen, seit Jahren torpedieren und verzögern, haben wir die Straßen unter dem Slogan #DecolonizeTheCity selbst verschönert. Wenn die Stadt Mörder und Rassist*innen auf Sockeln und Straßenschildern toleriert, leisten wir Widerstand.

Bereits begonnene Umbenennungen wie die der M-Straße in Glinkastraße unterstützen wir nicht. Die Initiative der BVG scheint zunächst eine gute Idee zu sein. Gleichzeitig haben Schwarze Aktivist*innen seit Jahren dafür gekämpft, die Straße und die Station nach dem Rechtswissenschaftler und Philosophen Anton W. Amo umzubenennen. Die BVG entschied sich stattdessen für die Benennung nach einem antisemitischen Komponisten. Es geht nicht darum, einen Namen zu streichen, um die Konfrontation zu vermeiden und danach weiter zu machen wie zuvor. Sondern um eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe Berlins und mit Rassismus. Der NSU, Haunau und die jüngsten Anschläge in Neukölln sind keine isolierten Taten einzelner Rechtsradikaler. Vielmehr sind Rassismus und Kolonialismus feste Bestandteile unserer Gesellschaft. Sie systematisch zu verschweigen ist eine Fortsetzung dieser Gewalt.

Es ist an der Zeit, sich ihnen als Gesellschaft endlich zu stellen. Aktivist*innen jeglicher Position tragen diesen Kampf seit Jahrzehnten aus. Aktuell ist das Thema Rassismus im Zuge der brutalen Polizeigewalt in den USA weltweit und auch in Deutschland wieder im Fokus. Diesen Moment müssen wir nutzen. Nieder mit den rassisitischen Straßennamen und kolonialverherrlichenden Denkmälern. Lasst uns gemeinsam ein Berlin gestalten, dass sich seiner Vergangenheit stellt und ein würdevoller Ort für alle Berliner*innen wird!Werdet aktiv, sprecht mit euren Freund*innen, Familien und Kolleg*innen darüber. Falls ihr in der Nähe dieser Straßen wohnt: Beteiligt euch an der Umbenennung! #DecolonizeTheCity #DecolonizeBerlin

Erstveröffentlichung auf chronik.blackblogs.org am 17. Juli 2020

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