Nazis marschieren ungestört in Schöneweide + Rudow

25. November 2013 | News Redaktion

Ich hätte nie gedacht, dass das Trauerspiel in Schneeberg noch zu toppen ist. 1.500 Demonstrant_innen, kämpferische Lautiansagen und dann ... rumstehen. Und es war tatsächlich ziemlich leicht, auf die Naziroute zu gelangen, ja sogar zu den Nazis selber auf den Markt. Wie war das, kein Fußbreit den Faschist_innen? War wohl dann irgendwie nicht gewollt.Und wieder hat anscheinend der Wille gefehlt und sie sind wieder marschiert. So zogen am Samstag mehr als 120 Nazis, beinahe ungestört von Schöneweide nach Rudow. In dieser Gegend kam es in diesem Jahr mehrfach zu Angriffen und hier befindet sich auch der strukturelle Kern der Nazis-Szene mit „Henker“ und co.

In Schöneweide wurden sie überwiegend in Kleingruppen von den Bullen in den „Käfig“ (O-Ton Bullerei), dem umgitterten Auftaktort der Naziroute begleitet. Scheinbar stark provoziert durch die Anwesenheit von einigen Antifaschist_innen, kam es dabei zu aggressiven Wutausbrüchen und Handgreiflichkeiten seitens der Nazis. Mindestens ein Mensch wurde dabei verletzt, andere bedroht und körperlich angegangen. Gegenüber der Nazi-Sammelstelle, gab es eine Gegenkundgebung, durch die die Nazis einigermaßen angemessen „begrüßt“ wurden. Leider sollte dies der einzige sichtbare Gegenprotest bleiben. Die Nazis konnten somit ganz entspannt, ungefähr 2 Stunden lang durch ihre selbst deklarierte „homezone“ marschieren. Dabei schallte ihr verbaler Nazisdünnschiss gefühlt kilometerweit durch den Kiez. In Rudow hatte sich sogar die Bullerei schon weitestgehend zurückgezogen, selbst die hattens gecheckt: da läuft nix!

Zeitgleich laufen ein paar tausend "Antifaschist_innen" durch den gentrifizierten Friedrichshain und brüllen Alerta-Rufe für die Handykameras der überwiegend besser verdienenden Anwohner_innen und Tourist_innen. Richtige Ansage - falscher Ort! Zumal die Nazis, die potenziell einen Mord, wie den an Silvio Meier, an diesem Tag ihren Dreck auf die Straße tragen konnten.

Ja, und es war definitiv gut, die Silvio-Meier-Demo stattfinden zu lassen. Aber irgendwie hätte es eine flexiblere Lösung geben müssen. Mit nicht mal der Hälfte der Demonstrant_innen hätte mensch schon ordentlich was rocken können. Anscheinend gab es bei der Demoorga zumindest soviel Flexibilität, um mal eben 1 1/2 Stunden auf den "antifaschistischen Shuttlebus" aus Schöneweide zu warten. Dort saßen Leute drin, die zwar (immerhin) an der Naziroute waren, aber sich dann verpisst haben, als die Faschos los marschierten und auch zuvor keine Anstalten gemacht haben sich den Nazis in den Weg zu stellen. Was ist das für ein Protest? Demnächst geht dann einfach niemand mehr hin, sondern klickt nur noch auf der JN-Facebook-Seite "gefällt mir nicht"?

Ich wäre lieber zur Silvio-Meier-Demo gegangen und ich habe auch definitiv keinen Bock mehr, mir ständig die Nazi-Hackfressen zu geben. Aber mal ernsthaft, wer kümmert sich denn sonst darum? Die Bürger_innen? Der Staat? Die Bullen?

Die Nazis haben einfach mal nicht zu marschieren!!! Und es ist scheißegal, welcher Verein da antritt und warum, ob es 100 oder 1.000 sind. Die Nazis haben angepisst rumzustehen, um dann anschließend wieder in ihre Kellerlöcher zu verschwinden. Und wenn das nicht klappt und sie doch marschieren, dann haben sie sich dabei gefälligst anzuhören, was für ein riesiger Haufen brauner Scheiße sie sind.

Alerta Antifaschista? Tja, das nächste Mal - vielleicht.

Erstveröffentlichung auf Indymedia am 25. November 2013